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  • AutorenbildSkipper Martin

15. Von Seegang und Flauten


Vierte Nachricht, empfangen über Satellit am 21. Mai, um 1455UTC:


Vor einigen Tagen ist unser Windmesser ausgefallen. Die Fehlersuche verlief seither ergebnislos. Dies stellt für uns jedoch kein Problem dar, da wir das Segelhandwerk gut beherrschen. Die Windstärke lässt sich sehr gut von den Wellen ablesen und auch die Segelfläche in Relation zur Geschwindigkeit über Grund gibt mir ein gutes Feedback über die Situation. Der im Heck montierte Windgenerator ist ebenfalls ein Indikator für die Windgeschwindigkeit, denn das summende Geräusch der Propeller ändert sich je nach Rotation.


Es war gestern Abend nach Sonnenuntergang, als der Generator stetig langsamer drehte, sein Summen immer leiser wurde und schließlich verstummte. Die Segel hingen nur noch labberig vom Mast und der Verklicker drehte mit jeder Welle. Es ist soweit: Wir haben Flaute. Also dann… Segel bergen, Motor an.


Die beiden Motoren angeworfen, ging unsere Fahrt weiter. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch gleich unseren Wassermacher eingeschaltet, der nun mit ausreichend Energie versorgt wurde. 50 Liter Trinkwasser macht die Anlage in der Stunde und befüllt immer wieder unsere Vorräte. Mit nur drei Knoten brachte uns der Flautenschieber durch die Nacht – nun allerdings endlich wieder Richtung NO auf Kurs Azoren.


Regnerisch begann der folgende Tag, und die Prognosen gaben wenig Hoffnung. Immer noch schnurrte der Diesel und bewegte das Boot über die glatte See. Wir nutzten die Zeit für Wartungsarbeiten und zum Wäsche waschen, andere genossen die Ruhe mit Lesen oder Sudokus lösen. Den ganzen Tag schon zogen dunkle Wolken über den Himmel und sorgten für weitere Schauer und Abkühlung.


Ich beschäftigte mich mit den Geräten an Bord. So nahm ich das Radar in Betrieb, um den Funktionsumfang kennenzulernen. Ein leises Summen holte mich jedoch aus meiner Konzentration. Tatsächlich! Der Windgenerator begann, seine Schwingen zu drehen. Aus dem leisen Summen wurde ein freudiges Surren, und die Frequenz stieg mit jedem weiteren Knoten der Windgeschwindigkeit.


Nun war es endlich wieder Zeit Segel zu setzen. „Klar machen zum Setzen der Segel!“ lautete mein Kommando, und zwei Mann gingen zum Mast und machten sich bereit. Es regnete in Strömen und der Wind frischte weiter auf. Mit ein paar kräftigen Zügen am Großfall war unser Segel gesetzt und die Genua stellten wir sogleich dazu.


Nun ging es endlich wieder auf schnelle Fahrt – mit Windkraft und mit Kurs Azoren.

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