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  • AutorenbildSkipper Martin

17. Irgendwas ist immer!


Sechste Nachricht, empfangen über Satellit am 26. Mai, um 0722UTC:


Logbucheintrag:

26MAY030021UTC, position 33°5,8 N, 038°57,7 W;

wind ONO 1 kn; sea 0; vis. good; 1024 hPa; clear.


Sanft liegt der Atlantik in dieser sternenklaren Nacht. Ich beobachte wie das Licht des Mondes im Wasser glitzert. Sein Schein ergießt sich vom Horizont bis zu unserem Boot und bildet eine breite funkelnde Straße, die sich langsam und glitzernd im Ozean wiegt. Schiffsdiesel schiebt uns gemächlich durch die ruhige See. Nur wenige Wolken bedecken den Himmel und so ist es beeindruckend hell in dieser Vollmondnacht.


Beide Maschinen laufen wieder, doch wir schalten um auf Bb-Maschine, um Diesel zu sparen. Mit einem Motor schaffen wir 4 bis 5 Knoten Fahrt mit weniger Verbrauch. Gestern Nacht war eine Maschine ausgefallen. Der Motor starb sofort ab, sobald ein Gang eingelegt wurde. Die erste Idee war eine blockierende Schraube. Entweder wir haben uns etwas eingefahren, oder der Saildrive hat einen Defekt. Bei Tageslicht konnten wir dann nachsehen. Ich montierte meine wasserdichte Kamera auf einem Besenstiel und filmte unter Wasser. Nicht wenig erstaunt konnten wir eine Leine erkennen, die wir unter dem Rumpf durchs Wasser schleiften. Noch erstaunter waren wir, als wir entdeckten, um welche Leine es sich dabei handelte. Ein Reserve-Fockfall hatte am Mast schamgefielt und ist nach dessen Bruch ins Wasser gefallen. Die Schraube hat dann die Leine aufgewickelt und den Motor somit zum Stillstand gebracht. Problem erkannt und behoben. Läuft!


Wir haben nur noch knapp 600 Seemeilen bis zu den Azoren. Bei unserer Geschwindigkeit könnten wir Horta bis Montag erreichen. ETA 31MAY2021.


Heute ist ein besonderer Tag: Wir feiern Halbzeit! Das heißt, die halbe Strecke von Martinique nach Hamburg ist geschafft. Ich habe zur Feier des Tages einen Sekt eingekühlt und werde die Mannschaft damit überraschen; eine willkommene Abwechslung zu unserem sonst alkoholfreien Alltag. Selbstverständlich werden wir auch Neptun einen guten Schluck davon abgeben, um ihn für eine weiterhin sichere Fahrt wohlzustimmen. So will es die alte Seefahrertradition!


Während ich diese Zeilen schreibe und weiter verträumt das glitzernde Mondlicht betrachte, ereilt mich die nächste Überraschung. „Unterliek gerissen!“ ertönt es von der Wachmannschaft, die händeringend am Schothorn hängen. Sofort haben wir das Segel gerefft, damit die Lieken wieder gestreckt waren. Das Outhaule hat im Baum schamgefielt und ist daher zu Bruch gegangen. Naja, bei Tagesanbruch werden wir die Leine ersetzen, und alles ist wieder gut.


Irgendwas ist halt immer auf einem Boot.

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