Wir werden heute starten! Es ist der 10. Mai 2021 und wir sind bereit!
Es war soweit alles erledigt und ich fühlte mich sehr gut vorbereitet. Reini war auf dem Weg zum Autoverleih und brachte den Wagen retour. Ich wies die Crew auf die Sicherheit ein und wir besprachen das Wetter.
Irgendwie machte aber unser Windgenerator seltsame Geräusche. Während weiterer Vorbereitungen wurde die Turbine immer lauter, bis sich das Laufgeräusch plötzlich zu einem lärmenden Rasseln entwickelte. In sechs Stunden wollten wir los, doch jetzt galt es zuerst noch schnell den Generator zu reparieren.
Die Aufgabe entwickelte sich zu einem umfangreichen Projekt. Die Halterung wurde gelegt und die Turbine auseinandergenommen. Die Vermutung, dass es sich um einen Lagerschaden handelt, konnte dann nach zwei Stunden Bastelei bestätigt werden.
Naja, wir hatten nun die Wahl zwischen lärmendem Windrad, oder weniger verfügbarer Energie. Aber ich war mir sicher, dann es dennoch reichen würde. Das Boot selbst ist in einem sehr guten Zustand; davon konnte ich mich in den letzten Tagen selbst überzeugen, und das schafft Vertrauen.
Nun war es auch für die Eigner Zeit Abschied zu nehmen. Wir umarmten uns kurz und ich versprach ihm sein Boot heil über den Atlantik zu segeln. Jetzt war es tatsächlich an der Zeit. Nach einer kurzen Ansprache an die Crew startete ich die Motoren, wir hissten unsere Flagge und gingen die Checkliste zum Ablegen durch. Drei Mann hatte ich am Vorschiff positioniert, um das Ankermanöver zu unterstützen.
„Anker auf!“ hörte ich mich rufen, als ich beide Motoren nach vorne drückte. Wir holten den Anker hoch, und dann ging es hinaus aus der Bucht. Viele kleine Bojen, die Fischerreusen markierten, säumten den Weg, der uns auch schon mal im Zickzack durch die Hindernisse fahren ließ. Bereits nach wenigen Seemeilen hatten wir die Segel gesetzt und unseren Kurs am Wind angelegt.
Wie es die Seefahrertradition so möchte, wurde nach dieser Arbeit dem Neptun gedankt. Ich nahm also eine gute Flasche karibischen Rum, den ich genau zu diesem Zweck besorgt hatte.
„Ehrenwerter und liebenswerter Neptun“, begann ich meine Ansprache, „schenke uns guten Wind und auch etwas Welle, und bringe uns sicher in unseren Heimathafen!“
Der erste Schluck gehörte Neptun und ich goss die halbe Flasche ins Meer. Der zweite Schluck ging an die Crew, und wir reichten das edle Gebräu durch die Runde. Den restlichen Inhalt habe ich dann auch noch gleich ins Meer geschüttelt – sicher ist sicher. Mit Hilfe der Götter kann ja nun wirklich nichts mehr passieren.
Langsam begann die Sonne im Meer zu versinken und unser Katamaran schnitt sich auf zwei Kufen durch die Wellen. Unsere erste Nacht auf See begann, und es werden noch viele weitere folgen.
In drei Wochen wollen wir auf den Azoren sein. Ich freue mich auf unser Abenteuer!
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