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  • AutorenbildSkipper Martin

5. Die Planung


Sofort nach unserer Heimkehr von den Kanaren begann ich dann endlich mit der Planung des Transatlantiktörns. Ich packte alle Seekarten auf den Tisch und grub den Ordner mit den Unterlagen des Yachtmaster-Trainings aus meinem Archiv, dessen Inhalt mir bei der Planung bestimmt helfen wird. Ich habe bereits mehrere Trainings zum Yachtmaster Offshore absolviert; alle im Solent (Südengland) bei der MCO Sailing Academy. Eine Ausbildung für Gezeitenreviere, die ich sehr empfehlen kann.

Hier der Link dazu: https://www.mco-sailing.com/


Ich bin sehr froh über das Wissen, das ich bei diesen Kursen erlangt habe und nun endlich werde ich das Erlernte auch in der Praxis als Skipper anwenden können.


Ich begann mit den Eckdaten des Törns und zeichnete eine Route auf den vor mir ausgebreiteten Übersegler. Der erste Kurs soll uns von Martinique nordwärts Richtung Bermuda bringen, wobei wir die Inselgruppe mit großem Abstand Backbord liegenlassen werden. Interessant, über was man sich im Lauf einer Planung alles so Gedanken macht. Jeder kennt die Geschichten vom Bermuda-Dreieck, das Schiffe verschlucken und Flugzeuge plötzlich von der Bildfläche verschwinden lassen soll. Auch diesem Mythos ging ich auf die Spur und recherchierte im Internet nach Fakten. Sehr schnell konnte ich feststellen, dass es zwar Vermutungen über den Hergang so manchen Phänomens gibt, doch wird es wohl ein Mythos bleiben. Nachdem auch in letzter Zeit nichts bekannt wurde über verschwundene Schiffe und Erdlöcher, die sich mitten im Ozean auftun, habe ich diese Geschichten nicht mehr weiterverfolgt.


Der nächste Kurs bei Bermuda querab richtet sich zu den Azoren, die nach unserer Route im Osten liegen. Je nach Wetter werden wir diese Richtung einschlagen, da es mir mit einem Katamaran kaum sinnvoll erscheint, lange Strecken aufzukreuzen und ebenso gilt es, die Flauten in den Rossbreiten möglichst zu vermeiden. Allzu hoch wollen wir natürlich nicht fahren, denn ab dem 40. Breitengrad könnte es gegebenenfalls zu Begegnungen mit Eisbergen führen. Ein sehr berühmtes historisches Ereignis ist uns ja allen bekannt, und unser Schiff in der Nähe der Titanic zu versenken möchte ich tunlichst vermeiden.


So führt uns der geplante Kurs ungefähr am 38. Breitengrad entlang Richtung Osten zu den Azoren, die unsere erste Anlaufstelle sein sollen. Für die Strecke von Martinique zu den Azoren habe ich max. 2.800 Seemeilen berechnet, die wir in 18 bis 21 Tagen zurücklegen sollten.


Bei unserem Zwischenstopp in Horta werden wir unsere Vorräte wieder füllen, und natürlich darf auch ein Besuch bei Café Peter Sport nicht fehlen. Muss ich doch unbedingt eine bunte Bommelmütze kaufen und einmal in diesem legendären Seglertreff anlegen.


Der weitere Routenverlauf wird uns auf direktem Kurs Richtung Bretagne und den Englischen Kanal führen. Hier denke ich, beginnt auch der etwas anspruchsvollere Teil unserer Reise, wie ich bereits beim Planungsaufwand feststellen konnte. Der Ärmelkanal wird von uns auf der französischen Seite befahren, und nach Calais geht es weiter durch die Nordsee bis zur Elbe, um später über den Nord-Ostsee-Kanal bis zum Bestimmungshafen unseren Katamarans zu gelangen. Für diese Strecke werden weitere 1.800 Seemeilen und in etwa 14 Tage berechnet.


Ich machte mich daran, auch Details von Häfen und möglichen Ausweichhäfen zu skizzieren, und speziell für den Kanal natürlich auch Strömungskarten, Gezeitentafeln, örtliche Besonderheiten, Verkehrstrennungsgebiete, Untiefen und in diesem Zeitraum vorherrschende Wind- und Wetterbedingungen in meine Überlegungen mit einzubringen.



Die Daten meiner Crew erfasste ich in Personalstammblättern, die neben Namen und Adresse auch persönliche Daten, wie Notfallkontakt und Vertrauenspersonen, enthalten. Auch diese Informationen halte ich für eine Törnplanung zu unserem Vorhaben in diesem Umfang für ratsam.


Ebenfalls hatte ich diverse Checklisten für z.B. Kontrollroutinen oder die Sicherheit betreffend, vorbereitet; noch dazu eine Einkaufsliste, Packliste, Informationen über den Erhalt von Wetterdaten sowie einen Wachplan, der die Dienste der Crew einteilen wird.


Ich werde voraussichtlich ab Juli 2021 meine Checklisten und Planungsunterlagen auf dieser Homepage zum Download bereitstellen.



Aus meiner Passage-Planung wurde ein full-time-job; so arbeitete ich in einer 40-Stunden-Woche und konnte bereits nach wenigen Tagen detailreiche Informationen in einen Ringordner füllen. Aufgrund der anhaltenden Covid-Situation konnte ich mich der Ausarbeitung des Projektes voll und ganz widmen, da ein aktives Segeln ohnehin nur erschwert möglich war.


Sehr spannend gestaltete sich auch die Flugbuchung, wie sich später herausstellen sollte. Wie so oft habe ich bei fluege.de drei unserer Flüge gebucht, da ich mit dem Service dieses Anbieters sehr zufrieden bin. Bereits fünf Minuten nach Abschluss der Buchung bekam ich das erste Storno – mein Flug wurde anscheinend nur wenige Minuten nach meiner Auswahl gecancelt. Das Spiel kannte ich bereits, denn auch die Flüge auf die kanarischen Inseln im Winter mussten öfter umgebucht werden. Ein E-Mail und ein Telefonat später wurden uns am nächsten Tag wieder aktuelle Flüge bestätigt. Zu komplett anderen Flugzeiten zwar, doch hatten wir wieder Flüge.


Ich war gespannt, wie lange dieser Flugplan wohl halten würde...

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